1. Die Kunst des Denkens - "Cogito, ergo sum!"

Ich denke. Ich denke viel. Eigentlich kann ich sagen, dass ich den ganzen Tag lang meine Zeit mit nichts anderem verbringe.
Sicherlich, ich liege nicht einfach da, und denke. Nein. Ich gehe ganz "normalen" Tätigkeiten nach, "lebe" meinen Tag wie einen Alltag. Doch Alltage habe ich schon lange nicht mehr, ich glaube, der letzte liegt in etwa drei Jahre zurück. Dieser Tag damals war allerdings auch eher wie ein Stück Wüste in einer saftigen Dschungelwelt, denn er lehrte mich, dass nichts für mich schrecklicher ist, als nicht mehr denken zu können, oder noch schlimmer: nicht mehr aus eigener Initiative denken zu wollen.

Früher war ich "normal". Ich habe meinen Tag gelebt, darin mit Menschen, die ich aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer meine "Freunde" nannte, über Menschen geredet, die ich meine "Feinde", "Widersacher", oder einfach nur Bekannte nannte. Häufig überschnitten sich die Gruppen "Freunde" und "Feinde" auch, und das ging manchmal schneller, als das zu dem Zeitpunkt belächelte Subjekt die Szenerie verlassen konnte, um nicht selbst Zeuge davon zu werden.

Ich habe mich für diese Zeit häufig gehasst... Doch es hat sich in meinem Leben Entscheidendes geändert, was mich diesen Punkt in meiner diffusen Vergangenheit hat akzeptieren lassen... Ich habe angefangen zu denken, und somit mir selbst ein "Ich" kreiert, einen Kern tief in mir drinnen, der sich Gedanken über richtig oder falsch macht. Als mir diese gewissen Erkenntnisse kamen, machte mich das fertig. Ich realisierte für mich selbst, welch geringe Menschenmenge überhaupt die Fähigkeit, zu "denken", bewusst nutzt. Sicher, jeder "denkt" in irgendeiner Weise über Dinge nach, doch bei einem Großteil der Menschen sind dies banale Dinge. Auch ich war so, und ich bin glücklich, den Blick über den Tellerrand gewagt zu haben. Denn dadurch hat sich mir eine völlig neue Welt aufgetan, eine Welt, wie ich sie vielleicht annähernd in diesem Werk vermitteln kann. Ich benötige einfach Menschen die mich kennen und verstehen (es sei bitte beachtet, dass ein "und" dort steht... und es ist nicht umsonst da... leider gibt es wenige Menschen, die mich "wirklich" verstehen...).

Eine Welt der Gedanken, der Selbstfindung, der Beobachtung... - das ist meine Welt. Tatsächlich ist es so, dass ich mich aktiv einer totalen Reizüberflutung aussetze, weil mir das das Gefühl gibt, zu leben. Ich mache mir dadurch selbst bewusst, zu was ich fähig bin, fordere von mir immer neue Höchstleistungen. Diese Höchstleistungen manifestieren sich nicht unbedingt (aber teilweise ebenfalls) in materieller Art und Weise, sei es durch herausragende schulische Leistungen oder vorbildhafte Arbeit... es ist gedankliche Leistung, die entsteht. So verwirkliche ich mich in Zeichnungen, Gedichten, aber auch und wahrscheinlich viel mehr als alles andere in der Beobachtung. Ich sehe einen Menschen an, meinetwegen habe ich ihn vor einem kurzen Augenblick erst kennen gelernt, und ich kann diesen Menschen exakt einschätzen. Ich kann mich in seine Schwächen hineindenken, kenne aber auch seine Stärken.

Durch meine - meiner Meinung nach - profunde Menschenkenntnis habe ich die Fähigkeit, Menschen zu beeindrucken. Vertrauen in ihnen zu erwecken, welches ich ständig strebe auch zu rechtfertigen. Ich erscheine dadurch für meine Umwelt in stoischer Gelassenheit, absoluter Ruhe in Situationen, die so manchen auf die sprichwörtliche Palme treiben würden. Viele lasten mir dies als Faulheit, bzw. falsch platzierte Gelassenheit an. Dazu kann ich nur sagen, dass ich durch eben diese Ruhe schon viel mehr über mich selbst herausgefunden habe, als ich ohnehin schon wusste. Ich wusste gar nichts. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich denken kann.


  1. Vorwort
  2. Die Kunst des Denkens - "Cogito, ergo sum!"