TRAUM VON EINEM BESSEREN WIR, ICH, DU

Wir sehen nicht, verstehen nicht, gehen nicht weiter als bis vor unsere geistige Haustür. Ich seh dich nicht, versteh dich nicht, du siehst sie und kennst sie nicht. Sie sehen uns und glauben, uns zu verstehen, glauben zu wissen, was in unseren Gedankenbahnen Saltos schlägt. Wissen doch gar nichts: Sie, wir, ich und du.

Du denkst, du bist allein. Ich weiß, du bist es nicht, glaube aber zu wissen, dass ich alleine bin. Paradoxe These?

Hör mir zu! Du, ihr, wir, ich! Hör ich mir zu? Sprech ich mich an? Hallo du! Ähm - ich! Wir? Schizophrenie? Wo fängt das Wir an und wo hört es auf?

Du willst eine bessere Welt, sagst du, und schaltest den Fernseher ein, um bestätigt zu wissen, dass es keine bessere Welt gibt. Wer ist die Welt? Wo fängt die Welt an? Bei dir, bei mir, bei uns? Sind wir ein geistiger Urknall?

Sie wollen uns erzählen, wir hätten eine Seele. Eine Seele, die nach Gutem verlangt, es als Nahrung in sich aufnimmt, zerkaut, verdaut und ausscheidet. Alles Gute landet auf dem Schrotthaufen. Wir töten unsere Ideale. Ich auch?

Vergiss nie, wofür du lebst, wer du bist und was du tust! Nur wer für seine Ideale sterben würde, kann wirklich leben. Wer früher stirbt, ist länger tot oder: Gibt es ein Leben vor dem Tod? "Besser stehend sterben als kniend leben" hat mal jemand gesagt und die Masse hört es, verdaut es und scheidet es aus.

Ich alleine bin zu schwach. In mein Herz passt nicht so viel Gutes, als dass es das Schlechte der Welt aufwiegen könnte. Aber ein Ich und noch ein Ich und vielleicht auch ein paar Dus können fusionieren zu einem großen Wir, gemeinsam Wurzeln schlagen im noch haltsuchenden Boden des Organismus Menschheit.

Böse + Böse = 2x Böse - auch hier lassen sich die Gesetze der Mathematik nicht überlisten, beweisen ihre Richtigkeit mit einem von sich selbst überzeugten Grinsen. Wenn ich dich erschieße, hacke ich uns den rechten Arm ab, denn du und ich sind eins, sind wir. Töte ich dich, töte ich mich. Sie sagen, sie verstehen uns und haben nichts Besseres zu tun, als uns zu töten.

"Wenn wir das nächste mal gegen die Wespen in den Krieg ziehen, brauchen wir eine wirksamere Waffe!" sagte die Biene und erfand das Insektenspray.

Du wirst mich fragend ansehen. Du und du und ihr. Ich mich vielleicht auch. Ein bisschen vielleicht. Wenn ich wieder vor dem Spiegel stehe und mich nicht mehr erkenne, weil die Gedanken nicht in den Kopf passen, aus dessen Mund sie hervorquillen. Und dann sehen wir mich fragend an, vielleicht sehen wir auch uns fragend an, wenn du genauso denkst, und wir wissen, dass wir Gutes wollen, ohne zu wissen, was Gutes ist.

Ich sage dir nicht, was du tun sollst und du weißt nicht, ob es richtig ist, die Ananas mit dem Schiff nach Deutschland kommen zu lassen. Das Wir weitet sich aus auf Regionen, die ich nicht erblicken kann, weil sich der Horizont in den Weg gestellt hat. "Wir wollten nie wie all die anderen sein" sagen sie und werfen die Milchtüte in die grüne Tonne. "Einmal ganz anders, ohne Regeln und Gesetze - frei." Anarchie ist, im Halteverbot zu parken und das Parkverbotsschild über die Mauer zu werfen. Jeder Kopf hat seine eigenen Gesetze, die sich tummeln zwischen Fragezeichen und Ausrufezeichen und vielen, vielen Buchstaben, die meist keine richtige Reihenfolge finden.

Wer hat das Denken noch nicht aufgegeben? Die Fragen überschlagen sich, der Kopf raucht seine zehnte Zigarette, Antworten findet er keine mehr, und sollte sich eine verirrt haben, klopft auch schon die nächste Frage an: "Hallo! Darf ich vielleicht reinkommen? Ich hätte da noch eben etwas einzuwenden."

Ihr seid nicht ignorant. Sagt ihr und holt euch euren Burger bei McDonalds. Wo fängt Egoismus an und wo hört Altruismus auf? Dies ist ein Aufruf an uns, mich und dich! Wer nicht hören will, muss fühlen und wer nicht hören kann, gleich doppelt. Der Mensch tötet sich selbst. Er nimmt sich den Revolver, drückt auf den Abzug, jagt sich die Kugel in den Kopf und lacht dabei. Vielleicht singt er dabei auch noch. Einigkeit und Recht und Freiheit. Und Gott sitzt im Himmel und würde sich totlachen, wenn er nicht unsterblich wäre. Vielleicht war es ein Fehler, seiner Tochter die Erde zu Weihnachten zu schenken. Agiert so selbstzerstörerisch, wird bald auf dem Schrotthaufen landen - wie alles Gute.

Pass mal auf, sag ich dir, wir verstehen uns nicht. Und du sagst, das täten wir wohl, ich würde es nur nicht merken, weil ich nicht sehe, wer du wirklich bist. Verstehe ich, was ich nicht sehe? Sie behaupten, sie verstehen uns und sehen nicht, in welche Richtung wir laufen.

Wie die Lemminge. Rennen wir hinterher, stürzen wir uns von der Klippe, werfen wir uns selbst auf den Schrotthaufen. Gemütlich ist es da und man kann das Denken aufgeben, hat es schon aufgegeben.

Träume sind gedachte Wahrheit, der wir Leben einhauchen müssen. Wiederbelebung der Gerechtigkeit. Herdruckmassage, stabile Seitenlage. Sie ist noch zu retten, röchelt in ihren letzten Zügen. Versetzt ihr nicht den Todestritt, weil ihr sie für eine Lüge haltet.

Und die Krieger werden aus dem Schatten ins Licht treten.

Werft eure Träume nicht in den Mülleimer, wo sie verschwinden unter den Plastiktüten vom letzten Einkauf. Schickt sie nicht nach Hollywood, wo mit ihnen Geld gemacht wird, damit sich die Reichen neue Körperteile kaufen können. Wir, ich und du, wir sind der Anfang einer neuen Zukunft. Reißen wir die Mauern der Ignoranz ein, begraben wir die Intoleranz, versenken wir die Dummheit im Pazifik!

Ich kann es besser als du, du kannst es besser als ich, wir können es immer besser als die anderen. Was ist legal und was legitim? Wieviel kostet die Freiheit? Ob man sie wohl schon mit Euro bezahlen kann?

"Hey, ich mag dich", sprach die Ananas zu der Mango, "schließlich sind wir beide Obst."

Hey, ich mag dich, sag ich dir. Mag euch, mag mich, mag uns. Wir sind die Menschheit. Und der Mensch ist so verschlafen, der verliert seine Träume nicht. Wer aufwacht, hat schon lange verloren.

Lasst uns kämpfen. Schmieden wir Waffen aus Vernunft, Schwerter aus Liebe und Dolche aus Freundschaft. Bekämpfen wir das Ich und das Du, auf dass es nur noch ein Wir gibt.

Und wenn sie dann sagen, sie sehen uns, sie verstehen uns, dann haben sie recht.