Spiel und Spaß mit unseren Freunden und Helfern

Am 18.11.2000, als die Republikaner in der Schwaben-Metropole (*haha*) Winnenden mit 500 Delegierten ihren Parteitag abhielten, hatte die Polizei wohl den Auftrag erhalten, Gäste aus Karlsruhe besonders freundlich zu empfangen. Das mit gutem Grund, denn einen Abend zuvor konnte der Drittesprogrammgucker sich in der Landesschau davon überzeugen, dass sich in Karlsruhe gerade eine links-terroristische Bewegung organisiert, vor der der Verfassungsschutz ganz gewaltige Angst hat. Ja klar - wir sind alle Terroristen, nur weil wir uns nicht gefallen lassen wollten, dass die Republikaner ungestört ihren Parteitag abhalten können!

Unzählige Grünmänner erwarteten unseren Karlsruher Bus wenige Kilometer vor Winnenden an einer Autobahnausfahrt. Dass sie sich über unseren Besuch besonders freuten, erkannte man an den Maschinenpistolen, die manche von ihnen mit sich spazieren trugen. Ein anderer hatte seine kugelsichere Weste protzig über die Uniform gezogen, um allen mutmaßlichen Terroristen zu demonstrieren, dass sie ihm sinnvollerweise besser in den Kopf schießen sollten. Die Polizei stürmte unseren Bus trotz der DGB-Fahne, die wir vorsorglich darin angebracht hatten, weil Gewerkschaftler ja ganz friedliche Leute sind - und dass von unserer Besatzung nur ein Achtel zu dieser Gattung gehörte, tut ja nichts zur Sache.

Unsere Freunde und Helfer machten uns von Anfang an unmissverständlich klar, dass sie uns verachteten. In grausamstem Schwäbisch und überaus unfreundlichem Ton verlangten sie unsere Ausweise und bewiesen ihre Kompetenz, indem sie uns auf unsere höflichen Fragen hin grundlos anschrieen und uns drohten. Der Wortführer erklärte später: "Jetzt kann man ja freundlich sein. Aber zuerst muss man es auf die harte Tour versuchen, um kein Messer in den Rücken zu kriegen!" Genau, lieber Herr Polizeibeamter, freundliche Menschen kriegen immer als aller erste das Messer in den Rücken gerammt!

Während die Polizei daraufhin im Gepäckladeraum nach Kalaschnikows, Terroristen und Atombomben fahndete, waren zwei Beamte so freundlich, einen Genossen mit auf die Toilette zu begleiten. Ach, man fühlt sich doch gleich viel sicherer mit der Polizei an seiner Seite, besonders, wenn sie Knüppel und MP immer griffbereit hat.

Zeitgleich wurde auch ein Bus aus Freiburg inspiziert, und die Polizei übte ihre Pflicht sehr gründlich aus, denn Karlsruher und Freiburger durften sich über die Straße und eine ganze Gruppe Beamter hinweg anschreien und sich nicht gemeinsam auf der selben Straßenseite befinden. (Versammlungsfreiheit?)

Mathematisch scheinen auch nicht alle Polizisten so bewandt zu sein. Wir, die wir zu siebzehnt aus Karlsruhe angereist waren, erhielten zwanzig Ausweise zurück. Immerhin aber bekamen wir sie zurück und wurden nicht festgenommen! Welch Erfolg!

Auch in Winnenden sah man grün. Glücklicherweise waren aber auch ca 4000 Demonstranten gekommen, so dass sich das Verhältnis in etwa ausglich. Die Stadt nahe Stuttgart bekam wohl noch nie so viele Menschen auf einmal zu sehen und die Bürger mussten denken, der Krieg wäre ausgebrochen. Kein Wunder, da die Polizei mit ihren Waffen protzte, als würde sie sie jeden Augenblick einsetzen wollen.

Ob man die Demonstration als erfolgreich bezeichnen kann, möchte ich nicht beurteilen, da es uns nicht möglich war, zum Parteitag der Republikaner vorzudringen (wer stand uns da wohl im Weg?). Zwar hatten wir einige Ablenkungsmanöver geplant, doch die Polizei kam ja schon angerannt, sobald sich einer die Kapuze über den Kopf zog und sich bei einem anderen einhakte. Ein einziges Mal starteten wir den Versuch, die Reihen der Polizei zu stürmen, doch die vorderste Front schreckte dann wohl doch vor den gezogenen Knüppeln zurück und so knallte ein jeder ganz plötzlich auf seinen Vordermann und war darüber äußerst verwundert.

Zumindest hatten die Winnender Bürger hinter ihren verriegelten Fenstern und Türen endlich einmal etwas zu sehen und wir ließen uns von unseren Freunden und Helfern auch diesmal nicht den Spaß verderben. Immerhin durften wir erneut feststellen, welch großen Schutz die Polizei uns bietet. Sie rettet unser Land vor den Terroristen. Doch wenn Terrorismus bei einer Demonstration gegen den Republikaner-Parteitag anfängt - wie lange haben wir dann noch zu leben?