Skinhead -

a way of

life,

aber KEINE rechte Bewegung

In einer Zeit, in der Schlagzeilen wie "Skinheads schlugen Ausländer zusammen" keine Seltenheit sind und ein Großteil der Bevölkerung einen Haken hinter die Gleichung Skinhead = Faschist setzen würde, gilt es, sich klarzumachen, dass der Skinhead-Kult mit Rechtsradikalismus überhaupt rein gar nichts zu tun hat!

Mit Sicherheit ruft die Aussage "Nur 26% der Skinheads sind rechts." Überraschung hervor, und doch entspricht sie der Wahrheit, wobei hier nicht einmal nur von rechtsradikalen Gewalttätern gesprochen wird, sondern auch von jenen mit rechter Gesinnung, wie wir sie auch regelmäßig unter Otto-normal-Bürgern finden. Tatsache ist, dass sich 1994 bei einer Befragung von mehr als 400 deutschen Skinheads die PDS als meistgewählte Partei der Glatzköpfe herauskristallisierte, wobei allerdings 43% der Befragten überhaupt nicht wählen gehen, da sie entweder grundsätzlich unpolitisch sind oder Parteien nicht vertrauen können.

Die Subkultur der Skinheads hat mit Politik in dem Sinne ohnehin nichts zu tun. Der Kult entstand 1969 in England und fand Anklang unter weißen sowie schwarzen Jugendlichen der Arbeiterklasse, die für sich den Reggae entdeckten. Alleine die Tatsache, dass später nach dem Entstehen der Punkbewegung 1976 in den Vororten Londons die "Punx and Skins are united"-Bewegung aufkam, ist Beweis dafür, dass Skinheads sich in ihrer Grundeinstellung von den Punks eigentlich nicht allzu sehr unterscheiden.

Beide Stilrichtungen entstanden aus einem Hass auf das System heraus. Sowohl Punks als auch Skinheads wollten nach außen tragen, dass sie sich nicht widerstandslos von Staat und System ausbeuten und manipulieren lassen. Bei den Skins kam der bewusste Stolz auf die Arbeiterklasse hinzu, während Punks sich durch ihren Kleidungsstil als Abschaum präsentierten.

Nun wirft sich die Frage auf, warum alle Welt glaubt, Faschisten und Skinheads könnte man einfach so unter einen Hut stecken. Eine Teilschuld daran tragen rechtsradikale Parteien wie die schon verbotene FAP und die hoffentlich bald verbotene NPD, die unter den Skinheads rechtes Potential vermuteten und ihre Ideologie dort propagierten, um neue Parteimitglieder zu rekrutieren. Erst dadurch nahm der Einzug von rechtem Gedankengut in die Skinhead-Szene seinen Lauf. Eine noch bedeutendere Rolle spielen aber wohl die Medien, die sich den Skinhead als Sündenbock ausgesucht haben und ihn grundsätzlich als rechtsradikal hinstellen. Da muss es niemanden wundern, wenn sich perspektivlose Jugendliche eine Glatze rasieren, nur weil sie in den Nachrichten gehört haben, dass Skinheads rechts sind und sie glauben, unter den Rechtsradikalen den Zusammenhalt zu finden, den sie suchen. Diese Mitläufer sind genausowenig Skinheads, wie Mädchen, die mit Nietengürtel von Brahmeier und Girly-Oberteil mit "Anarchy"-Aufdruck aus dem Orsay herumlaufen, Punks sind. Von der Ideologie, die hinter einer Subkultur steckt, haben diese Jugendlichen keine Ahnung. Und die wahren Skinheads wollen von solchen Menschen auch nichts wissen. So können 69% der deutschen Glatzen Rechtsgesinnte nicht als Bestandteil ihrer Szene akzeptieren, da sie der Meinung sind, dass diese "Boneheads" ihre Subkultur, auf die sie so stolz sind, gnadenlos in den Dreck ziehen, dadurch, dass sie sie für sich beanspruchen.

Organisierte und ernstzunehmende Rechtsradikale können in jeder Masse untertauchen, sehen aus wie der ordentliche Geschäftsmann oder der brave Bürger von nebenan. Wer solch skrupelloses Vorgehen gegen Menschenrechte an den Tag legt, kann sich nicht leisten, durch sein Aussehen aufzufallen.

Was aber macht einen Skinhead aus, wenn nicht die politische Gesinnung? "Skinhead bedeutet für mich, meine ablehnende Haltung gegenüber der Bonzen- und Spießergesellschaft öffentlich zu zeigen, stilvolle Kleidung zu tragen, mit echten Freunden zusammen sein und Partys feiern", sagt der 19jährige Lars. Renee (weiblicher Skinhead) Kerstin dagegen: "Es heißt, solz drauf sein, zur Arbeiterklasse zu gehören, auch ohne viel Geld jemand sein und Spaß haben. Gute Oi!-Punk-Konzerte besuchen, in der Kneipe mit Freunden zechen und tätowieren lassen." Nicht alle Vorurteile bleiben unbestätigt: Fußball, Ska/Oi!-Musik, Tattoos, viel, viel Bier und auch Gewalt gehören zum Leben eines Skinheads unbestreitbar dazu, doch von Politik wollen die meisten Angehörigen dieser Bewegung nicht viel wissen.

Natürlich sind die meisten nicht alle und es lässt sich nicht abstreiten, dass es rechtsradikale Skinheads gibt. Doch genauso gibt es auf der anderen Seite die Redskins (kommunistische und sozialistische Skinheads) und die antirassistischen S.H.A.R.P.s (Skinheads against racial prejudice). Seit einiger Zeit hat sich mit den Gay-Skins sogar eine Schwulenbewegung herausgebildet, die in der Szene allerdings nicht allzu anerkannt ist.

Sofern man den Schnürsenkelcode nicht versteht, ist es nicht leicht,, einem Skinhead anzusehen, welchen Zweck er mit seinem Auftreten verfolgt. Aber es ist nunmal generell so, dass man einem Menschen nicht in den Kopf blicken kann. Zumindest darf man nicht so vorurteilsbehaftet sein und gleich einen Rechtsradikalen vermuten, sollte ein Skinhead vor einem stehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man mit seiner Vermutung richtig liegt, ist nämlich nicht besonders groß.

Und wenn ihr von Faschisten sprecht, benutzt wirklich dieses Wort und redet nicht über "Skinheads", denn Skinhead ist keine politische Gesinnung,, sondern ein Lebensgefühl. Wer einmal wirklich Skinhead ist, der bleibt es. Wenn nicht äußerlich ersichtlich, dann wenigstens im Herzen. Rechtsradikale Mitläufer wissen nicht, was das bedeutet.

Toshi