Geruchsprozess

Ich weiß nicht mehr, was ich denken, geschweige denn fühlen soll... bin ich denn wirklich so abhängig von der meinung anderer oder meiner gefühle nie wirklich sicher? Bin wie ein verzweifelter jäger, den der Hunger treibt was ihm seinen sonst doch recht klaren verstand vernebelt. Verzweifelt im wald, keine richtung findend, verirrt, Herzrasen, dann das Gefühl, den richtigen Weg gegangen zu sein... Nach einigen Metern die Enttäuschung, Sackgasse. Irrlichter überall, Ratschläge, Verpflichtungen, Meinungen, gedankenlos geäußert und dadurch ohnehin schon Orientierungslose noch mehr ins Straucheln gebracht. In Dörfern wird viel geredet, was wenn er zugeben muss, in die falsche Richtung gegangen zu sein? Was wenn er nach seinem Weg gefragt wird und nicht antworten wird können? Was, wenn sie lachen?

Bin wie Grenouille, auf der Suche nach Gerüchen, für mich eher Eindrücke, aber auch Gerüche. Von einem Gedanken infiziert wie von einem Virus, der sich ausbreitet und von mir Besitz ergreift, mir die Sicht vernebelt, sich wie ein Schleier auf mein Haupt legt und meine Gedanken einfängt und in diese eine Richtung lenkt, immer in diese eine, immer weiter, aber nie ans Ziel. Es gibt immer jemanden, der mir zuvor kommt. Und sei es ich selbst, die ich meine Meinung geändert habe. Ist der Gedanke die pure Besitzsucht? Ist es der nie endende Versuch, danach zu streben, was ich nie bekommen werde? Oder einfach nur Verzweiflung?

In der heutigen Zeit, aber auch schon früher, ist ein Geruch nichts persönliches mehr. Und doch, es können Tausende Menschen gleich riechen, erinnern wird mich der Geruch nur an einen. Für manch einen mögen Gerüche nichts weiter als Auslöser für chemische Prozesse sein, auch wenn sie es nie so ausdrücken würde, allein weil sie Chemie hassen, für mich sind sie mehr. Kaum zu glauben, welche Lebhaftigkeit darin steckt, Erinnerung werden wach, wahrhaftig zum Leben erweckt, längst vergessenes ist wieder so nah. Gefühle übermannen. Gerüche haften, so wie in der Erinnerung auch trügerisch. Kleidung, Luft.
Er war längst verschwunden, und doch haftete sein Geruch noch da, wo er eben gestanden haben musste. Sie hat ihn dort nicht stehen sehen, aber sie roch, dass er da gewesen war. Wie eine Aura hatte er seinen Geruch zurückgelassen, wie eine Hülle abgestreift, zu schwer und träge, um ihm zu folgen. Und doch so leicht und frisch. Er.

Das Internet ist Teufelswerkzeug und Segen zugleich. Ich rede von mir, wie ein anderer das sieht, vermag ich nicht zu sagen. Kennt man sich dadurch? Sagt man wirklich die Wahrheit? Man könnte soviel Lügen verbreiten, kein einziges Wort muss stimmen. Kann man sich dadurch näher kommen und in der Realität kaum ein Wort wechseln?(man kann, letzteres zumindest...)
Zu alt, zu jung, wirklich gepasst hat es nie. Und selbst wenn, irgendwann ist immer jemand da, der überzeugt ist von der Meinung, der andere sei ein Arschloch. Der böse ist immer der, den ich mag. Natürlich gab es wenige Ausnahmen, es muss ja noch Menschen geben, die schon von anderen gewollt werden, also mehr oder weniger quasi vergeben sind. Die Gesellschaft tut ihr übriges. Bin der erste Mörder, der auf der Jagd nach anderen sich selbst ums Leben bringt.

Und doch kann ich sein Lachen nicht vergessen, das Gefühl, der ganze Körper stehe unter Drogen, nur durch die Feststellung, er ist da. Weiß nicht, ob ich ihm darin voraus bin, aber letzte Nacht habe ich von ihm geträumt. Das übliche, ich will ihn, aber er mich nicht. War wohl nichts mit gemeinsam. In keinem Fall.

Der Rest wird sich ergeben.